Ein Trittsteinbiotop ist ein eher kleinflächiger, kurzfristig aufgesuchter Überlebensraum zwischen größeren Schutzgebieten: z. B. ein Tümpel, eine Blumenwiese, alleinstehende Flurbäume, ein Park oder Korridore wie Hecken oder intakte Bachläufe. Sie ermöglichen es vagabundierenden Tieren oder vom Wind verwehten Pflanzensamen sich – von ständig besiedelten Kernbiotopen ausgehend – auszubreiten, sich zu ernähren, sich fortzupflanzen und sich genetisch zu vermischen. Der Naturschutzbund erinnert am Tag der Trittsteinbiotope an den unverzichtbaren Wert dieser (Über-)Lebensinseln als Lebensretter diverser Tier- und Pflanzenarten.
Strukturreiche Auwälder, unberührte Seen oder einsame Moore werden in der übernutzten Landschaft zunehmend rar. Selbst in den wenigen großflächigen Schutzgebieten nehmen die menschlichen Eingriffe zu. Auch Trittsteinbiotope, also Überlebensinseln zwischen ausgewiesenen Schutzgebieten, werden durch menschliches Tun mehr und mehr zurück-gedrängt oder verschwinden ganz. Sei es aufgrund der Zerschneidung durch Straßen, der Trockenlegung der letzten Moore oder intensiver, großflächiger Forst- und Landwirtschaft.
Natur im Garten fördern
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die jeder einzelne hat, um die Artenvielfalt zu fördern. Gartengestaltung ist hier ein wichtiges Stichwort. Einen Tümpel im Garten anlegen, eine Blumenwiese wachsen lassen, die man nur ein- oder zweimal im Jahr mäht, regionale Hecken und Bäume setzen, Totholz und Laub liegenlassen u.v.m. Diese Klein(st)biotope – allesamt Trittsteinbiotope – dienen oftmals „nur“ der Nahrungsaufnahme, sie können aber auch zur zeitweisen Brutstätte oder zum Versteck vor Fressfeinden werden – und, sie ermöglichend es den Arten, zu wandern und sich zu vermischen.
Potenzial Land- und Forstwirtschaft
Land- und Forstwirtschaft sind aufgerufen, den Pionieren ihrer Zunft in Sachen Naturschutz zu folgen: Gerade Bio-Landwirt*innen haben sich verpflichtet, auf Pestizide zu verzichten und Wildblumenwiesenstreifen an den Rändern ihrer Äcker anzulegen und so die Vielfalt der Arten zu fördern. Fortschrittliche Forstwirt*innen verzichten darauf, Totholz aus den Wäldern zu entfernen, dulden Hecken an den Waldrändern und wandeln Monokulturen in naturnahe Mischwälder. In den Hecken leben zahlreiche Nützlinge, naturnahe Wälder bieten dem Klimawandel die Stirn.
Arten retten durch Naturfreikauf
Man kann es bereits als Tradition bezeichnen: Seit mehr als 70 Jahren kauft und pachtet der Naturschutzbund wertvolle Naturflächen in ganz Österreich, pflegt diese, renaturiert sie, bewahrt sie für folgende Generationen und fördert damit die Biodiversität. Mehr als 2.200 unterschiedlich große Trittsteinbiotope in ganz Österreich kann der Naturschutzbund aktuell sein Eigen nennen – Tendenz steigend. „Wir engagieren uns für diese Naturinseln, da sie immens wichtige Trittsteinbiotope sind, die unzähligen Arten das Überleben sichern. Artenvielfalt hilft dem Klima und umgekehrt. Wir setzen hier an, da wir an die Zukunft glauben und diese möglichst lebenswert für nachfolgende Generationen an Menschen, Tieren und Pflanzen gestalten wollen“, sagt Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbundes Steiermark.
Der Naturschutzbund besitzt hunderte Moorflächen, die mit bis zu 10.000 Jahren die ältesten Biotope überhaupt darstellen und durch Österreichs älteste Naturschutzorganisation nachhaltig gesichert werden. In Mooren und Feuchtwiesen fühlen sich zahlreiche gefährdete Arten sicher, wie das Braunkehlchen, der insektenfangende Sonnentau, der Goldene Scheckenfalter oder das Schneidried. In zahlreichen Wildblumenwiesen, die der Naturschutzbund hegt und pflegt, finden sich spezialisierte Vogelarten wie der Wachtelkönig, Tagfalter wie der Schwalbenschwanz, die Wanstschrecke oder die Smaragdeidechse. Über Hecken gleiten Segelfalter aus der Familie der Ritterfalter, über Wiesen der prächtige Schwalbenschwanz. „Es ist eine Freude, diese Vielfalt zu erleben, zu pflegen, zu erhalten und zu erweitern. Nicht zuletzt wollen wir den Menschen wieder näher an die Natur binden, in der er Kraft tanken kann und die ihm schließlich als wichtigste Lebensgrundlage dient“, so Gepp.
Quelle Naturschutzbund Österreich am 16. Oktober 2024