Traurig, aber wahr: Österreich belegt europaweit den Platz eins beim Bodenverbrauch. Die Nutzung des Raums hat definitiv längst eine kritische Grenze überschritten. Der Naturschutzbund plädiert für die zeitnahe Realisierung von dringend notwendigen Reformen in der Raumordnung. Aktuell gehe die Tendenz leider in die entgegengesetzte Richtung: der Verbau von Natur-, Grün- und Ackerland geht unvermindert weiter.
Eine ungesteuerte Siedlungspolitik, wie sie in Österreich traurige Realität ist, zieht Milliarden an volkswirtschaftlich relevanten Mehrkosten für die öffentlichen Haushalte nach sich. Vor diesem Fakt warnen Expert*innen bereits seit mehr als zwei Jahrzehnte. Eine konsequente Siedlungspolitik hingegen würde sowohl den Staat als auch alle Einzelhaushalte finanziell maßgeblich entlasten. Die Fragmentierung unserer Landschaften ist jedoch nicht nur ein organisatorisches und monetäres Problem: „Der effiziente Schutz vor Naturgefahren wird durch Bodenverbrauch und Zersiedlung erschwert, unsere Existenzgrundlagen wie etwa fruchtbare Ackerböden und biodiverse, zusammenhängende Landschaften werden täglich weniger. Durch flächensparende Raum- und Siedlungsentwicklung kann dieser Entwicklung entgegengewirkt und auch unsere individuelle Lebensqualität verbessert werden. Daher sollten flächendeckend auf regionaler Ebene für jede Ortschaft verbindliche Siedlungsgrenzen festgelegt und Bautätigkeit nur innerhalb dieser Grenzen zugelassen werden“, sagt Gernot Stöglehner, Leiter des Instituts für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung an der Universität für Bodenkultur.
Zersiedelung bedeutet Verlust
Eine funktionierende Infrastruktur – und dazu gehört eine funktionierende Gesundheitsversorgung ebenso wie Ernäh-rungssicherheit, leistbarer Wohnraum, ausreichend Naherholungsgebiete sowie Schutz vor Naturkatastrophen – wird un-bedacht dem Flächenfraß geopfert. „Oftmals wird nicht bedacht, dass mit dem Verlust größerer Naturflächen, die kurzer-hand von Investoren verbaut werden, ein hoher Preis gezahlt wird: Es werden damit schwindende Lebensqualität und der Entzug von Existenzgrundlagen für die gesamte Gesellschaft in Kauf genommen. Die negativen Konsequenzen von voranschreitender Zersiedelung und Bodenverbrauch sind offensichtlich“, sagt Thomas Wrbka, Präsident des Naturschutz-bundes Österreich. „Als Naturschutzbund Österreich fordern wir daher, dass längst bekannte Maßnahmen gegen Boden-verbrauch und Zersiedelung umgesetzt werden und appellieren an die Politik, hier endlich gegenzusteuern. Ein wirksames Instrument dazu wäre die Verankerung einer „Grünen Infrastruktur“ in der Raumplanung wie dies seit 2013 in einer EU-weiten Strategie gefordert wird.“
Planlos? Oder Raumordnung mit Zukunft
Unter diesem Titel lud der Naturschutzbund Salzburg gestern Abend anlässlich seines 111-Jahr-Jubiläums zu einer hochkarätig besetzten Fachtagung ins Kolpinghaus. Bei Vorträgen zu Raumplanung und Naturgefahrenrisikomanagement, Raumplanung im Zusammenhang mit Klima- und Biodiversitätskrise oder nachhaltige Entwicklung als gesamtgesellschaftliche Verantwortung konnte man sich informieren, warum eine überörtliche Raumplanung dringend erforderlich ist und was dafür getan werden muss.
Im Naturschutzbund-Fachpapier Raumordnung mit Zukunftsind die Thematik und die damit einhergehenden Problemlagen skizziert sowie zentrale Forderungen formuliert.
Seit 111 Jahren gibt der Naturschutzbund der Natur eine Stimme.Anlässlich seines Jubiläums stellt er neun brennende Themen in den Fokus, die das breite Spektrum seiner Arbeit als Anwalt der Natur widerspiegeln. Einen grünen Bogen spannt Österreichs älteste Naturschutzorganisation dabei von Schutzgebieten über Nature-Restauration und das Grüne Band bis hin zur Raumordnung. Bei neun Events in allen Bundesländern spielen diese neun Fachthemen von aktueller Relevanz die Hauptrolle.
Quelle Naturschutzbund Österreich am 26. November 2024